Die Kirche zum heiligen Hieronymus in Langesthei 

Quellen – Zitate und Vergleiche aus: „Kunstschätze und Baudenkmäler – Stanzertal, Paznaun und Region Landeck“ von Robert Klien und Josef Walser

Zitate und Vergleiche aus der Festschrift zur 50-Jahr-Feier der Musikkapelle Langesthei, Verfasser: Josef Öttl

 

Langesthei, ein kleines Bergdorf im Paznaun, ist eine Fraktion der Gemeinde Kappl. Die Besiedlung dieser Orte erfolgte zum Teil aus dem Stanzertal. Sie gehörten ursprünglich zur Mutterpfarre Stanz bzw. Zams. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1370 als „Langetzthain“ zurück. Wie der Name schon sagt, war dort eine Niederalm für das Frühjahr.

Ein alter Kaufbrief vom Jahre 1537 bezeugt, dass Langesthei schon damals als Dauersiedlung bewohnt war und kirchlich zur Kuratie Kappl gehörte.

Infolge der weiten Entfernung und der schwierigen, oft gefährlichen Wegverhältnisse waren die Einwohner hier seit jeher bestrebt, ein eigenständiges Dorfleben zu entwickeln.

 Zweiundzwanzigmal soll, so berichtet die Überlieferung, der Langestheier Bauer Peter Juen zum Bischof von Brixen zu Fuß gegangen sein, um die Baubewilligung am 13. August 1693 zu erhalten.

Nach vielen Anfangsschwierigkeiten und zähen Verhandlungen mit der kirchlichen Obrigkeit  wurde in den Jahren 1694 bis 1696 mit viel Mühe die Kirche an Stelle einer Kapelle erbaut.

Wegen der Opferbereitschaft der Langestheier beim Kirchenbau war man in Brixen so beeindruckt, dass man ihnen das heute im Zentrum des Hochaltares befindliche überlebensgroße barocke Pestkreuz schenkte.

Einige Männer trugen es auf ihren Schultern von Brixen nach Langesthei. In allen Dörfern des Vinschgaues, durch die die Langestheier mit dem Kreuz kamen, sollen die Kirchenglocken geläutet haben.

Der Kirchenpatron Hieronymus

Die Pfarrkirche zum heiligen Hieronymus ist außen ein schlichter Barockbau mit spitzem Kirchturm.

Am 9. September 1698 wurde die Kirche vom damaligen Fürstbischof Khuen von Brixen eingeweiht und eine Kaplanei errichtet.

Am 19. Mai 1700 wurde die Kaplanei Langesthei trotz heftigster Proteste des Kuraten und der Gemeinde Kappl zur Kuratie erhoben. Erst 1891 wurden in Langesthei und gleichzeitig in Kappl eigene Pfarreien errichtet.

  

In leuchtender Farbigkeit malte Leopold Puellacher (1776 – 1842) aus Telfs die Fresken in der Kirche (1823).

 

Das Hauptbild im Chorgewölbe ist lokalgeschichtlich von besonderer Bedeutung. Es zeigt die Glorie des hl. Hieronymus vor der Heiligen Dreifaltigkeit wie er für Langesthei Schutz und reichen Feldsegen erfleht.

Auf die Fürbitte des Kirchenpatrons schüttet ein Engel das Füllhorn mit Kartoffeln, Bohnen, Gerste, Roggen und Vogelbeeren über Langesthei aus.

               

Die Bildmedaillons in den Gewölbezwickeln zeigen von links nach rechts: Heiliger Ambrosius, Heiliger Gregor, Heiliger Franz von Sales,

                 

 Heiliger Alfons Maria von Liguori, Heiliger Augustinus und Heiliger Hieronymus.

 Die Bildmedaillons im Langhaus ziegen von links nach rechts: Heilige Katharina, Heiliger Petrus und Paulus, Heiliger Bartholomäus und Heiliger Georg.

Die Gewölbemalerei im Langhaus der Pfarrkirche Langesthei zeigt den heiligen Johannes von Nepomuk in den Wellen der Moldau zu Prag treibend. Das Haupt ist umgeben von fünf leuchtenden Sternen, seine Arme sind ausgestreckt. Die Soldaten stehen noch auf der Brücke, während die Verehrer des Heiligen am Ufer das große Lichtwunder bestaunen und sich anschicken, seinen Leichnam zu bergen. Das Fresko trägt die Signatur „Leopold Puellacher, pinxit 1823“.

Von 1970 bis 1973 wurde das Gotteshaus restauriert und nach Plänen von Wolfram Köberl im Innern zum Teil neu gestaltet.

                                                     

Den Hochaltar bildet seither eine Kreuzigungsgruppe zwischen zwei weinlaubumwundenen Stucksäulen, flankiert von Maria und Johannes, die beide Ingenuin Lechleitner aus Grins um 1720 schuf.

                           

Das Kreuz steht auf dem Tabernakel in Form einer Weltkugel mit der Aufschrift

“Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt”

                                               

 Anstelle des linken Seitenaltars befindet sich dort seit 1973 eine Strahlenmuttergottes mit Kind (um 1690), anstelle des rechten Seitenaltares die strahlenumgebene Skulptur des Johannes von Nepomuk von Johann Ladner (um 1750).